Nachhaltigkeit ist ein viel diskutiertes Thema, das für Unternehmen zunehmend an Bedeutung gewinnt, zumal Banken ab sofort verpflichtet sind, bei Finanzierungen nicht nur Finanzkennzahlen und Businesspläne zu prüfen, sondern auch eine Einschätzung der Nachhaltigkeit des Geschäftsvorhabens vornehmen sollen.
Banken (Kreditinstitute) unterliegen grundsätzlich der Corporate Sustainability Directive (CSRD) und müssen auf Ebene ihres Unternehmens (der Bank) einen Nachhaltigkeitsbericht gemäß CSRD und EU Taxonomie-Verordnung (EU TaxVO) veröffentlichen.
Die relevante KPI (Kennzahl) ist jedoch nicht der Prozentsatz der „grünen“ Wirtschaftsaktivitäten des Unternehmens am Umsatz, CapEx und OpEx, wie das bei den realwirtschaftlichen Unternehmen der Fall ist, – sondern die sog. Green-Asset-Ratio (GAR).
Hier werden - vereinfacht - die auf der Aktivseite der Bank ausgewiesenen „grünen“ Kredite und Anleihen ins Verhältnis zu allen auf der Aktivseite der Bank ausgewiesenen Finanzinstrumente gesetzt.
Sofern es sich um CSRD-pflichtige Unternehmen handelt, erfolgt eine Einordnung nach den Vorgaben der Taxonomie. (Dies betrifft Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeiter:innen und/oder 40 Mio EUR Umsatz und 20 Mio EUR Bilanzsumme).
Ist dies nicht der Fall, so ist von jeder Bank ein eigenes Regelwerk des Nachhaltigkeitsratings zu erstellen, das zu veröffentlichen ist.
OeKB ESG-Hub – ein Versuch, eine Banken übergreifende Basis zu schaffen!
Und genau hier setzt der ESG-Hub der OeKB an. Dieser ist ein Versuch, einen gemeinsamen Datenpool für Nachhaltigkeitskriterien aufzubauen, den alle Banken nutzen können. Dies bedeutet, dass Unternehmen die Daten entsprechend im ESG-Hub erfassen und diese nach Bedarf für einzelne Banken freischalten lassen können. Laut Auskunft der OeKB sind derzeit rund 60% der Banken in Österreich mit an Bord (gemessen nach Kreditvolumina). An der Einbindung weiterer Banken wird gearbeitet.
Was ist nun dieser OeKB-ESG Hub? Dieser ist ein Online-Portal mit derzeit 75 Fragestellungen zum Thema Nachhaltigkeit. Je nach Unternehmensgröße ist eine unterschiedliche Anzahl an Fragen zu beantworten.
Grundsätzlich wird in kleine, mittelgroße und große Unternehmen unterschieden. Die u.a. Tabelle zeigt die Einordnung der Unternehmensgröße, wobei es ein wenig verwirrend ist, dass die Unterscheidungen der OeKB und der EU zur verpflichtenden Nachhaltigkeits-berichterstattung lt. CSRD divergieren. Aber vielleicht wird hier ja noch eine Vereinheitlichung vorgenommen, die jedenfalls wünschenswert wäre.
Wie man in oben angeführter Grafik sieht, werden alle Unternehmen, egal welcher Größenordnung, hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit bewertet, wenn auch je nach Unternehmensgröße in unterschiedlichem Umfang.
Was im Nachhaltigkeitsrating der Banken entscheidend und worauf sollten gerade Klein- und Mittelbetriebe, die nicht der Berichtspflicht unterliegen, achten!
Eine sinnvolle Herangehensweise bei der Betrachtung ist die Strukturierung nach den sogenannten ESG-Kriterien.
Es ist wichtig, den Ursprung der Nachhaltigkeitsdebatte zu verstehen und die gängigen Begriffe, die damit einhergehen, zuzuordnen. Bereits seit den 1950er Jahren wird über Corporate Social Responsibility diskutiert und mit dem Brundtland-Bericht von 1980 haben wir eine weltweit anerkannte Definition für nachhaltige Entwicklung gefunden:
"Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der Gegenwart entspricht, ohne die Fähigkeit zukünftiger Generationen zu beeinträchtigen, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen".
Nachhaltigkeit bedeutet, dass wir uns im Dreiklang von Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft bewegen. Es geht darum, Produkte so zu bepreisen, dass mögliche Schäden für Mensch und Natur berücksichtigt und bestenfalls vermieden werden.
Doch wie können wir diese Auswirkungen einheitlich bepreisen?
Hier kommt das Bankenrating für Nachhaltigkeit ins Spiel!
Durch eine Kategorisierung der Unternehmenstätigkeit nach ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) können Produkte und Unternehmen bewertet werden.
ESG-Kriterien verfolgen somit die Zielsetzungen von CSR. Es handelt sich hier um ein weltweit einheitliches Wording und Verständnis hinsichtlich der zu betrachtenden Themenfelder eines "Nachhaltigkeitsratings".
Auch ich betrachte hier den Fragenkatalog des OeKB ESG-Hub in diesen 3 Kategorien.
Dieser umfasst, wie bereits erwähnt rund 75 Fragestellungen, wobei für Kleinunternehmen ca. 20 und für mittlere Unternehmen ca. 40 Fragen relevant sind.
Was ist nun relevant für das Nachhaltigkeitsrating von Kleinunternehmen?
Im Bereich "E" fokussiert man sich auf wichtige Informationen rund um den Energieverbrauch aus verschiedenen Quellen, den Wasserverbrauch sowie Angaben zum Geschäftsverkehr und Dienstreisen - mit einem besonderen Augenmerk auf nachhaltige Infrastruktur. Es ist nicht erforderlich, eine CO2-Bilanz oder eine Ökobilanz zu erstellen.
Im Bereich "S" geht es um betriebliche Vorsorge und Durchschnittseinkommen im Unternehmen. Zudem kann ein soziales Engagement, wie die Unterstützung örtlicher Vereine, positiv zum Rating beitragen.
Im Themenbereich "G" versucht man abzuschätzen wie sehr ein Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit in sein Geschäftsmodell integriert hat. Es wird abgefragt, ob es bereits Maßnahmen zur Nachhaltigkeit gibt und ob regelmäßig ein Nachhaltigkeitsbericht erstellt wird, der transparent gemacht wird. Es ist nicht erforderlich gängigen Berichtsstandards Genüge zu tun, aber zumindest den eigenen Zugang zum Thema Nachhaltigkeit zu erklären. Auch sollten erste Überlegungen zum Risikomanagement für relevante Umweltkatastrophen im Konzept enthalten sein. Klimaszenarien und deren mögliche Folgen für die Region können zum Beispiel unter folgendem Link abgerufen werden: https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/klimaschutz/anpassungsstrategie/publikationen/oeks15.html Dabei ist es entscheidend, dass Unternehmen die Auswirkungen auf ihr Geschäftsmodell einschätzen und auch ihre Lieferanten in die Nachhaltigkeitsrichtlinien einbeziehen. Durch die Vereinbarung von Compliance-Regeln können Unternehmen sicherstellen, dass auch ihre Lieferanten nachhaltig agieren.
Mittlere Unternehmen müssen für ein gutes Nachhaltigkeitsrating schon etwas strukturierter vorgehen:
Hier ist eine klare und durchdachte Strategie unerlässlich, um langfristig erfolgreich zu sein. Die Anforderungen für Kleinunternehmen werden noch um folgende Faktoren ergänzt:
Die Anforderungen im Themenfeld „E“ erweitern sich um eine Darstellung der Emissionen gegliedert nach Scope 1, 2 und 3. Damit sind nicht nur benutzte Energiequellen, sondern auch Einschätzungen der Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette vorzunehmen. Hier ist für ein entsprechendes Rating wohl eine professionelle CO2-Bilanzierung unerlässlich. Darüber hinaus sind hier Entwicklungspläne notwendig, welche Maßnahmen zur Reduzierung dieser geplant sind.
Der "S"-Bereich unterscheidet sich nicht wesentlich von dem der Kleinunternehmen. Die Differenzierung besteht hier vor allem in der Darstellung der betrieblichen Vorsorge sowie der Durchschnittgehälter nach Geschlechtern. Sofern eine Zusammenarbeit mit NGO´s oder eine Unterstützung in Form philanthropischer Projekte bestehen, sind diese Leistungen zu quantifizieren.
Die Erweiterung im „G“- Themenfeld findet sich vor allem in der erforderlichen Strukturiertheit der Überlegungen. Es sind zwar keine Nachhaltigkeitsberichte nach internationalen Standards zu erstellen, aber es sollte ein Entwicklungsplan vorgelegt werden, der die Entwicklung der Nachhaltigkeitsthemen im Rahmen der Geschäftsentwicklung nachvollziehbar darstellt. Dies bedeutet, dass das Planung & Controlling entsprechend erweitert werden. Definierte Kennzahlen sollten die Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie über einen längeren Zeitraum hinweg erkennbar machen.
Jedenfalls kann festgehalten werden, dass bereits Unternehmen mit einer Größenordnung ab 50 Mitarbeiter:innen dazu angehalten sind, sich strukturiert in das Themenfeld Nachhaltigkeit einzuarbeiten.
Dies ist nicht nur wichtig für die eigene Reputation, sondern auch bei Finanzierungsanfragen bei Banken von Bedeutung. Eine klare Nachhaltigkeitsstrategie kann also langfristig nicht nur ethisch, sondern auch wirtschaftlich von Vorteil sein.
Sind die Anforderungen des OeKB ESG entmutigend?
Die Anforderungen sehen komplizierter aus als sie sind. Wie ich in der Praxis in der Begleitung der Unternehmen auch sehe, bringt die Strukturierung der Themenfelder oft wichtige Blickwinkel und Potenziale zum Vorschein, an die man im Tagesgeschäft oft nicht gedacht hat. Gerade bei Effizienzthemen wird oft sehr rasch an Maßnahmen wie Solarpaneele oder Photovoltaikanlagen gedacht.
Dabei bringt eine CO2 Bilanz oft Klarheit, dass man mit anderen Maßnahmen wesentlich größere Hebel umsetzen kann.
Zudem sollte man in der Nachhaltigkeitsdebatte nicht bei Effizienzthemen stehen bleiben. Die Vorgaben und Vorhaben zum Beispiel im Themenfeld Kreislaufwirtschaft machen Reparaturen und Langlebigkeit von Produkten wieder um Vieles attraktiver. Gerade Klein- und Mittelbetriebe können hier massiv gewinnen und sollten sich schon jetzt gut überlegen, wo sie hier gut andocken können und welche Ressourcen sie in Zukunft dafür brauchen.
Daher kann ich jedem Klein- und Mittelunternehmen raten:
Awareness für EU-Strategiepläne zu haben – Was ist geplant und hat dies Auswirkungen auf mein Geschäftsmodell – Und wenn man selbst keine Zeit dafür hat, sich mit Expert:innen vernetzen!
Verstehen zumindest der OeKB ESG-Kriterien und sich Zeit nehmen zur Reflexion der Auswirkungen dieser auf das eigene Unternehmen!
Die eigene Haltung, die Positionierung zum Themenfeld Nachhaltigkeit herausarbeiten und diese auch transparent zu machen!
Kooperation und Austausch suchen – Anforderungen und Zusammenarbeit forcieren – Vernetzen!
Das Thema Nachhaltigkeit hat sehr viel Potenzial für neue Geschäftsoptionen, Weiterentwicklungen von Geschäftsmodellen, Zusammenarbeit mit kreativen Partnern und die nachhaltige Motivation von Mitarbeiter:innen, die sich mit ihrem Unternehmen noch besser identifizieren können.
Darum sollte man mutig und entschlossen die Herausforderung annehmen!
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